hochwasser und Charity

bisher fertig: 29/50 +++ gespendet: 502 Euro
Unter dem hochwasser-Label entstehen so nach und nach 50 Unikate, überwiegend Bestellungen von Freunden und Bekannten. Spenden ist das neue Bezahlen, wer wie viel gibt, bleibt jedem selbst überlassen. In jedem Stück stecken viele Stunden Arbeit, meist sind das die Nachtstunden - bis ich neben Arbeit und Familie dazu komme, an meinem Heiligenschein herumzuputzen, wird es immer ganz schön spät. Andererseits liebe ich diese stillen Stunden und bin beim Nähen tatsächlich mal ganz bei mir. Wenn es ganz eng wird, bekommt die Familie zu hören „wartet mal bitte, ich muss hier erstmal …“ Eigentlich kann ich froh sein, dass sie mich noch nicht in die Klapse einweisen lassen haben und MEL nur schmollt, wenn ich mehrere Nächte hintereinander erst um drei ins Bett gehe. Schön, dass die Leute das ganz überwiegend honorieren und wirklich großzügig spenden. Der Erlös aus den ersten 26 Unikaten ging zu 100% an Hilfsorganisationen, die Hochwasseropfern helfen oder mir aktuell am Herzen liegen. Bei den nächsten 24 Werken entscheide ich jedesmal neu, wie es bei uns aussieht und wie viel nicht unbedingt bei uns bleiben muss. Bisher hat hochwasser by magacuki
unterstützt. Außerdem mache ich manchmal etwas für das Schaufenster der alpha-Apotheke in Berlin-Friedrichshain, da kann man sich die Deko dann gegen Spende aus dem Fenster angeln lassen. *Die Björn-Schulz-Stiftung schließt hoffentlich Herrn Alzheimer in ihre Gebete ein, letztens habe ich es tatsächlich geschafft, zweimal 50 % zu spenden, weil ich einfach vergessen hatte, dass bei dem Projekt alles anders war, zuerst kam das Geld, dann hab ich zum ersten Mal nur 50 % gespendet, dann wurde genäht, was sich ein wenig hinzog und und dann hab ich vor lauter Freude gleich nochmal gespendet und erst beim Abspeichern der Quittung gesehen, da gab's schon eine unter diesem Namen. Na gut, dann sollte das eben so sein, schade nur, dass damit Stoff und Arbeit bei mir geblieben sind. Egal, vielleicht sollte ich mich doch einfach besser organisieren :)  
 
Die Story dahinter oder Weshalb überhaupt ein hochwasser-Projekt?  
 


Irgendwie will ich die Welt retten, Stoff kaufen, neues ausprobieren, diese vielen fummeligen Tilda-Dinger machen, das Zeug dann aber nicht in langer Reihe irgendwo rumsitzen haben, da ist nähen-weggeben-spenden eine ziemlich gute Strategie.
 
Die eigentliche hochwasser-Idee entstand spontan, als ich per Mail einen Spendenaufruf mit Bildern vom Hochwasser im Frühjahr 2010 in Ungarn bekam. Die Bilder auf dieser Seite stammen aus dieser Mail, ich weiß nicht, wer sie gemacht hat und hoffe, ich darf sie hier verwenden.  Auch wenn es nicht meine Fotos sind, wünsche ich mir, dass sie viele Leute  berühren und zeigen, wie schnell man auf Hilfe angewiesen sein kann. Ihre Spende hilft, heißt es so schön, na dann ...     
 

Ich habe versucht, über meine Arbeit Hilfe zu organisieren. Das lief sozusagen gar nicht, also blieb nur resignieren oder privat etwas tun. Letzteres ist natürlich nicht so effektiv und geht alles andere als schnell, aber wie sagte Giora Feidmann in einem Interview so schön auf die als Frage gedachte Feststellung "Sie sind in Buenos Aires geboren."? - "What can I do?" Genau.  
Früher dachte ich, Hochwasser, alles nass eben und irgendwann läuft das badewannensaubere Wasser ab und alles trocknet wieder. Vier Jahre in Szeged, Ungarn, wo die Theiß regelmäßig über die Ufer tritt, haben  mir etwas anderes gezeigt, auch wenn das geradezu ein gesittetes Hochwasser ist im Gegensatz zu dem, was sich als Katastrophe abspielt.
  

Die Farbe meiner Etiketten hat ziemlich genau die Farbe von Hochwasser, wie ich es gesehen habe. Ein schmutziges Gelbbraun, eine Farbe und ein Film, der überall bleibt, nachdem das Wasser endlich irgendwie ablaufen konnte.  
Hin und wieder bin ich Realist, ich wollte 25 hochwasser-Etiketten haben, möglichst gesponsort - also hab ich mein Etikett entworfen und bei namensbaender.de angefragt. Einen sehr unkooperativen und unschönen Briefwechsel und einigen Frust später war klar: no way. Ganz überraschend bot burda an, natürlich könne ich ihre Schnitte verwenden, so lange ich ich die Einnahmen komplett spende und nicht behaupte, der Schnitt wäre meiner. Dazu noch Ermunterung und mitfühlende Worte wegen der  Etiketten und auch besänftigendes von Anne Liebler.  Ich hab wirklich viel recherchiert und Anbieter abgeklappert und am Ende doch in den sauren Apfel gebissen, die Etiketten bei namensbaender bestellt, Mindestabnahmemenge 50 Stück - sie haben sich nicht mal auf eine geringere Stückzahl eingelassen. Es hatte einfach kein anderer Hersteller dieses Schlammbraun, die Schriftarten waren uninspiriert und vor allem hatte niemand sonst diesen Schirm, mit dem meine Designerin Judit Iványi schon für die Papieretiketten arbeitete:
Es passte einfach alles und am Ende war es das Design des Etiketts, das  ich unbedingt wollte und das mich bei der Stange gehalten hat. Es sollte etwas geben, das genau so aussieht:  
 

Zeit und Elan hatten derweil etwas gelitten, dafür hatte ich jetzt jede Menge Etiketten. Nach dem ungarischen Hochwasser kam Hochwasser in Pakistan, in Deutschland. Dann Rotschlamm in Ungarn, danach Japan. Ich mag den Augenblick, wo ich sagen kann, heute gehen die x  eingenommenen Euro an ...  100 Prozent, 26 mal. Natürlich funktioniert das mit dem use what you have kein bißchen, Junkie ist Junkie und der will immer neuen Stoff :)  Ein neues Projekt ist eine willkommene Ausrede, die Haushaltsdisziplin schleifen zu lassen. Gerade hat mein einer Stammstoffladen auf meiner Rabattkarte ausgerechnet, dass ich seit März 182 Euro da gelassen habe. Und das ist nur EINER der Läden, in die ich gehe! Wollte ich das wissen??!
Witzig finde ich, dass ich ohne dass hochwasser-Projekt nie 500 Euro gespendet hätte, ich hab schließlich noch andere Hobbies und werde im richtigen Leben von den Ungarn bezahlt, die bekanntlich nicht die Liste der Luxusländer anführen. Mit dem hochwasser-Projekt geht doch was. Und wer etwas aus der Kollektion kauft, hat was Schönes für sich oder als Geschenk und sein Geld hilft anderen. Schön, oder? (Mann, dieser  Heiligenschein rutscht mir andauernd auf die Nase ;)) Eine Designerkopie über die Spende an die vereinbarte Hilfsorganisation gibt's auch, wenn ich es nicht vergesse oder tausend andere Sachen mache, wie zum Beispiel Weihnachten im Schuhkarton oder Laternen basteln.  
 
Jetzt brauch ich nur noch mehr Zeit :) und ganz so warm/kalt darf es nicht sein. Wer im Sommer nachts näht, muss das Fenster zumachen, wegen der schlafenden Nachbarn. Sommer und Winter sind eh schlecht, im Sommer wegen des Fensters und im Winter wegen des Fensters, entweder ist es in meiner Nähecke elend kalt oder richtig warm. Zuverlässig nicht das, was man gerade braucht ;)
Übrigens habe ich später noch einmal eine Mail von namensbaender bekommen: Sie hätten es doch sponsorn können, die Dame wusste nur nicht bescheid. Ich liebe Kompetenzzentren ;)) Meine anderen Etiketten bestelle ich seither wieder bei dortex. Die können nämlich zaubern, so fix sind die. 
Das hochwasser-Projekt ruht öfter mal, dann machen wir vielleicht gerade Weihnachten im Schuhkarton. Oder basteln Laternen zum Martinstag, beides fällt in jedem Jahr zusammen. Leider schaffe ich den Trick der indischen Gottheit mit den vielen Armen einfach nicht ... Hm, ist vielleicht ganz gut so, sonst hätte ich immer eine Hand frei, mit der dem System noch mehr Kaffee oder Schokolade zugeführt würde oder es gäbe mehr Finger, in die ich beim Augen-und-Nase-Sticken steche :)
Seit Jahren packen wir für jedes eigene Kind einen Schuhkarton. Wenig überraschend packen sie immer einen Karton wie für sich selbst.
Der Bär hier entstand als last-minute-Aktion 2010, weil die Große plötzlich doch keinen Karton packte. In diesem Jahr haben wir auch nur zwei gepackt, wenn man die füllt und den Transport bezahlt, kommt ganz gut was zusammen. Aber egal,  dann eben nur zwei und Schöne Weihnachten, Kiddies :)
Manche eingefleischte Tildaianer fanden die beiden hier übrigens "sehr Picasso", das ist doch ein schönes Komplimet, oder?
Die Kartons waren gleichzeitig ihre Betten, fein ausgelegt mit magacuki-Bettwäsche. Wer weiß, vielleicht haben sich in der Nacht in unserer Küche ja interessante Dinge getan ...
ich geh schon mal ins Bett ...
etwas später:
Darf ich zu dir ins Bett??
Dazu haben unsere Kids noch gemalt: 
 

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