Dienstag, 29. Dezember 2015

Gans für eingefleischte Vegetarier


Seit Jahren bittet mich das kleine Mädchen, das leidet, wenn die Transformation einer nackichten Gans in einen Weihnachtsbraten die Küche und mich beherrscht, lieber eine Keksgans mit Fenster zu servieren.

Die Kinder waren sehr unglücklich, schon früh am Morgen des zweiten Feiertags zu den anderen Großeltern zu reisen; durch die lange Schulzeit bis 22. und unsere englische Bescherung blieb ihnen kaum Zeit, richtig bei Weihnachten anzukommen, ihre neuen Schätze ausreichend zu bewundern, neu zu arrangieren oder einfach nur unter dem Baum zu sitzen und eine Geschichte zu lesen oder zu hören.

Zum Trost habe ich ihnen für die Zugfahrt die lang ersehnte Keksgans mit Fenster gemacht und für den Sohn einen Lebkuchenmann mit Krawatte.


Damit nichts schiefgeht, denn der Teig war ganz schön weich, hab ich die Bildhauermethode angewandt: Kennt ihr nicht? Alles, was nicht nach Löwe aussieht, weghauen. Also Form ausstechen und den ganzen Teig, der außenrum übrig ist, wegpuhlen:


In die Lücken in den Figuren kommen winzige Bonbons, die beim Backen zerlaufen und dann zu Fenstern werden. Der Kaktus war für MEL, warum wohl :) Campari-Bonbons machen übrigens die schönsten Fenster, sind aber meist zu groß und müssen zerkloppt werden. Fensterkekse erst wenn sie kalt sind vom Backblech nehmen, dann ist auch das Fenster fest. In den Kaktus kann man Mandelstifte als Stacheln stecken, Perfektionisten machen zusätzlich eine grüne Glasur (oder färben den Teig mit Matcha, was für Gans und Lebkuchenmann optisch eher weniger, mehr so gar nicht ist).

Montag, 28. Dezember 2015

Englische Weihnachten, etwas surreal

Hatte ich eventuell schon erwähnt, dass hier alle dem Harry-Potter-Wahn verfallen sind? Der Sohn fragte also eines Tages, ob wir in diesem Jahr nicht mal englische Weihnachten machen könnten, wie bei Harry Potter. Okay, warum nicht ... Wir haben uns also belesen, sind hingefahren, haben vor Ort gestöbert, Dinge mitgebracht (ein Buch zum Thema und Christmas Pudding), Dinge dagelassen (mit Namen bedrucktes Geschenkpapier, Christmas Crackers), Dinge im Internet bestellt (Christmas Crackers) und noch mehr recherchiert.

Es war ein sehr anderer Heiliger Abend. Tatsächlich ohne Geschenke. Nur auf unser traditionelles Heiligabend-Essen wollte keiner verzichten, englische Weihnachten hin oder her. Damit wir tatsächlich morgens die Bescherung machen können, übernachtete sogar meine Mutter bei uns. Unfallfrei ging die Sache dann aber doch nicht über die Bühne. Zunächst zog MEL ein langes Gesicht, als er hörte, es gäbe keine Stolle. Und es gab keine Stolle, obwohl ich am Heiligen Abend im strahlenden Berliner Sonnenschein noch rasch auf Not-Stollenjagd gegangen bin (wo hab ich heute welche gesehen? Im Baumarkt, wo sonst.) Hab ich eben versucht, MEL mit mir und der Welt mittels Blätterteig wieder auszusöhnen, klappt ja sonst auch:

Blätterteig in lange, ca 2 cm breite Streifen schneiden, mit dünnen
Pflaumenscheiben belegen, Vanillezucker drüber, aufrollen.
Nur hätte ich die Röschen nicht in Muffinförmchen quetschen sollen, was zwar optisch super war, aber sie sind einfach nicht durchgebacken. Trotzdem, der Bouche de Noel, der an die aus Frankreich übernommeneTradition erinnert, an den 12 Tagen zwischen Weihnachten und Hl. Drei Könige im Kamin ein Stück Buchenstamm zu verbrennen, der war richtig gut. Auch ohne Stechpalme zum Dekorieren.

Brauner Bisquitteig mit Schokoladen-Buttercreme-Füllung,
keine Hexerei. Deko: Rosmarin und (nicht essbare) Beeren

Wir haben Weihnachtslieder gesungen und gespielt und zwischendurch einmal fast die Nerven verloren und eine Spontanbescherung erwogen, weil plötzlich alle, nicht nur die Kinder, maulig wurden, doch am Ende hatten wieder die Buddhisten recht: alles geht vorüber, auch knautschige Stimmung. Es war tatsächlich ein schöner heiliger Abend.

Bei uns hat sonst jeder einen Platz, wo er all seine Geschenke findet, diesmal kamen alle Geschenke zusammen unter den Baum. Als besonderen Clou wollte ich sie auf unseren Schlitten drapieren, zu etwas anderem werden wir die in dieser Saison ja wohl kaum brauchen. Damit meine Kinder nicht die Kufen über den Fußboden zerren, habe ich um die Kufen weißen Filz und Rest-Thermolan von der Decke gewickelt. Das sah dann eigentlich sogar ein bisschen nach Schnee aus, so im Rahmen des möglichen.


Als sich die Kinder am ersten Feiertag punkt sieben vor meinem Bett materialisierten und Frohe Weihnachten wünschten (ich hatte gesagt, vor sieben wünsche ich niemanden zu sehen), lag mir eigentlich was anderes auf der Zunge als "Merry Christmas" ...

Mitten in der Bescherung stieg MEL dann aus und brauchte Madam Pomfrey. Als der Notarzt kam, liefen noch immer Christmas Carols, die Kids packten ihre Geschenke aus, die umfilzten Schlitten mussten beiseite geschoben und mehrere Geschenke ratzfatz aus dem Weg geräumt werden. Keiner hatte gefrühstückt, der Notarztwagenchef sprach für meine Ohren gut gelaunt österreichisch (erklärte aber später, Eidgenosse und akzentfrei zu sein und gab mir das irre komische, aber beruhigende Gefühl, Komparse bei Wolf Haas zu sein) und konnte sich keinen Reim darauf machen, weshalb wir am ersten Feiertag morgens mitten in Geschenkpapierbergen und heillosem (Bescherungs-)Chaos saßen. Auf der einen Seite dieses Parallelweltenchaos' saß ein teilnahmsloser MEL mit Schlauch in der Nase, auf der anderen meine Kinder, die ihr Heil in der (Realitäts)Flucht suchten und in der Küche schob meine Mutter Panik.

Vielleicht machen wir nächstes Jahr einfach wieder ganz normal Weihnachten. Same procedure as every year sozusagen. MEL geht es übrigens wieder gut.


Hier unsere Socken in Erwartung von Santa Claus. Die kleinen Kinder und MEL hatten ihre selbst ausgeschnitten und auch die Motive dazu, ich hab nur noch auf- und zusammengenäht, der vom großen Kind (links unten) ist recycelt, auf meinen und den meiner Mutter hab ich nur Bänder genäht, mehr Geduld und Zeit war nicht, denn: house elves don't work here.

Ebenfalls auf der Strecke geblieben sind ein Gryffindorschal und ein kastanienbrauner Pullover a la Molly Weasley, beides hatte sich das kleine Kind gewünscht. Der Schal ist nicht fertig, aber schon sehr schön und für den Pullover gab es einfach keine kastanienbraune Wolle da, wo ich gesucht habe. Schließlich habe ich welche färben lassen, nur war die auch nicht rechtzeitig fertig und dem Kind schlussendlich nicht kastanienbraun genug (ist tatsächlich eher rostbraun, oder mit gutem Willen leicht-unreif-kastanienbraun). Dafür zeigte sich das große Kind entzückt ob der Farbe und bestellte sogleich einen Molly-Weasley-Pullover für sich. Und da waren sie wieder, meine drei Probleme ...

Achso, Tischdeko gab's natürlich auch für jeden. Statt Tischdecke nehme ich eine Rolle Geschenkpapier, in den Gläschen steht ein Teelicht in Form eines Sterns (alle Sterne inkl. Kerzen gab's bei Depot, das Grün ist Efeu mit Beeren), die Stiefelchen sind genäht und von dem alten Besteck rechts hab ich leider nur eins, unser Besteck ist aber auch schon ziemlich alt, noch mit Bakelitgriffen.

Sonntag, 20. Dezember 2015

Alle Jahre wieder

 
habe ich vor Weihnachten auch noch Geburtstag und bastele schon mal an der Deko, die natürlich nicht mit einer Weihnachtsdeko zu verwechseln sein soll.


Den Rest erzähl ich später. Hyazinthen (schreibt man das so?) mit Moos und etwas Efeu in eine flache Glasschale sortieren und hoffen, dass alles im richtigen Moment aufgeht, bis dahin nicht vertrocknet und im entscheidenden Moment nicht zu doll riecht ...

Der Hocker darunter gehört eigentlich dem Dortmund-Fan und ist ein Sporthocker von Salzig.

In der Weihnachtsvariation sah das Arrangement dann ganz anders aus, kaum wiederzuerkennen, oder??


Zu meinem Geburtstag haben wir sehr lecker mit den Gästen gekocht (Fotos vergessen) und anschließend Geschichten gelesen. Blödsinn funktionierte deutlich besser als Weihnachtskrimi oder Roald Dahl. Der Fakir im IKEA-Schrank wurde Publikumsliebling und alle waren sich einig, dass ein Leseabend eine tolle Sache ist und wir das öfter machen sollten.

Die Einladung sollte etwa so aussehen, allerdings war es extrem schwer, ein Buch mit Frakturschrift zu zerschneiden (und verschicken lässt sich das Format auch nicht wirklich). Mit einem Cutter auf ein Buch loszugehen grenzt schon an Barbarei, Recyclingkunst hin oder her. Bei meiner Suche nach einem geeigneten Buch fand ich zufällig ein Jugendweihebuch von 1925 (das zu zerschneiden habe ich nicht über's Herz gebracht). Das zerschnittene ist, oder vielmehr war, ein Kitschroman allererster Güte. Cool fand ich, dass mein Sohn sofort anfing zu lesen und sich durch die Frakturschrift zu kämpfen. Damit hat das Buch seinen Bildungsauftrag letztendlich lange nach seinem Erscheinen doch noch erfüllt.

Dienstag, 15. Dezember 2015

Eulen in den Verein tragen


Für die Weihnachtsfeier im Verein des einen Kindes wurden es endlich die Eulenmuffins. Immerhin. Übrigens muss man gar nicht Oreo-Kekse nehmen. Die obere Reihe sind kleine gefüllte braune Kekse mit Haselnusscremefüllung, sehen doch auch prima aus, oder? Die "Gesichter-Grundierung" sind 2 Karos weiße Kuvertüre geschmolzen, ein Stückchen Butter und ein ordentlicher Esslöffel Frischkäse gemixt. So und jetzt gehe ich das blöde Handy suchen, dass auf unserem Flur ausdauernder "Akku alle" fiept, als ein normaler Graphomane bloggen kann.

The Monsters' Book of Monsters


Was sollte ich nun aber für den kleinsten Harry-Potter-Fan machen, der bei der Zimmerneuverteilung leer ausgegangen war? (Also eigentlich nicht leer, denn das Kind, das ins HP-Zimmer ziehen durfte, hat alles nichterwünschte und uncoole zurückgelassen, das ist ungefähr das Gegenteil von "leer ausgehen".)Na klar, ein Monsters' Book of Monsters! Den Korpus gab es bei Edelhoff, seit Jahren liegt er bei uns rum und wartet darauf, dass ich - ach lassen wir das. MEL packte 24 Geschenkchen zusammen und schrieb auf jedes Päckchen etwa "Ron Weasley, Fuchsbau" (nur eben immer jemand anders), ich hab den Buchkorpus mit Fell bezogen (doppelseitiges Klebeband, das Fell war der Rest von einem Faschingskostüm, war es ein Yeti?), der Gürtel passt mir schon seit ein paar Kindern nicht mehr, wie es so geht im Leben.

Und der große HP-Fan? Genau, bekam auch gleich noch eins, nur etwas kleiner. Den kleinen Korpus gabs im Dänischen Bettenlager, in die Umschläge dazu kamen die ALPINA-Bilder von 1-24, Rezepte "von zu Hause", Witze und so Zeugs (kann ich hier nicht verraten) Der coole Gürtel war mir eigentlich noch nicht zu klein, jetzt schon :).

24 shades of grey

Spätestens seit Loriots Sofakauf ist es amtlich: MELs Lieblingsfarbe ist ein frisches Steingrau, und wenn er einen optimistischen Tag hat, vielleicht mit einem leichten Stich ins anthrazitfarbene. Nun ist es bei uns seit Jahren so, dass es immer selbstgebastelte Adventskalender gibt: zuerst ich für's große (damals kleine) Kind, später immer zwei von uns für den jeweils dritten (Kind und ich für MEL, MEL und Kind für mich, MEL und ich für's Kind), die waren sehr schön, nur haben wir inzwischen so viele Kinder, dass die notwendige Kombinatorik unsere Möglichkeiten übersteigt und alles durcheinander geraten ist. Selbstgemacht müssen die Weihnachtskalender trotzdem immer noch sein. Nur der Dortmundfan wollte den Dortmundkalender, aber das ist eine andere Geschichte. Und das große Kind hat zwar mit großen Kulleraugen gefragt, ob es denn auch in diesem Jahr einen Kalender bekommt (immerhin ist es fortgezogen), fand es aber selbst nicht unbedingt nötig, der zurückgelassenen Mutter einen Kalender zu hinterlassen.

Am 30. November, letzteres noch nicht wissend, stand ich im Baumarkt (ich liebe Baumärkte!!) und brauchte inspiration. Ein Ideengeber war gerade nicht abkömmlich, also musste ich selbst eine Idee produzieren und da kam sie auch schon: Bei ALPINA hatte irgendwer zu viel Loriot gesehen und sich wunderbar euphemistische Marketingschlagwörter für zum Teil sonderbare Farben einfallen lassen. Jeder dieser Euphemismen wurde dann flächendeckend uni auf eine Postkarte gedruckt und dazu gabs irgendnen Marketingschmonztext, aber eben auch eine gut sichtbare Nummer. Flugs hatte ich die Karten von 1-24 fürs große Kind eingesammelt. Da fiel mir auf, wieviel Hirnschmalz der Texter in die unglaublich vielen Grauschattierungen investiert hatte, die der hirngewaschene Hobbyanstreicher an seine vier Wände pinseln soll. Tja und so kam MEL zu 24 shades of grey. Unschlagbar bis jetzt: No  02: Melancholisches Mittelgrau. Ich meine, wer streicht sich ne Farbe ins Zimmer, die melancholisches Mittelgrau heißt???! Da kannste ja den Rilke gleich danebenlegen und die Krankschreibung auf Depression ... Aber für meinen Kalender - 1A!

3 schmale, hohe Pinwände mit vier Scharnieren zum Tryptichon zusammengeschraubt, noch ein paar graue Tapetenmuster und andere graue Farbkarten dazu (24 Grautöne hat nicht mal ALPINA) und MEL hatte 24 shades of Grey und hat es schon nach dem Öffnen des ersten Umschlags verstanden! Offenbar hatten wir einen Nerv getroffen, Alpina und ich :)

Die geniale Idee ist mir ja erst am 30. gekommen, bis dahin hatte ich schon sporadisch das eine oder andere Kalenderideechen gesammelt und so hat MEL am Ende irgendwie zwei Kalender bekommen, eigentlich sogar drei, denn das kleine Mädchen hat ihm auch einen gemacht (mir übrigens auch).