Sonntag, 29. April 2012

Blühende Sofa-Landschaften

Ich lerne jetzt seit mehr als 20 Jahren Ungarisch, hätte das Deutsche eine explizite Verlaufsform, einen Iterativ, eine Erschwerniszulage, hier gehörte sie hin. Ungarisch ist eine agglutinierende Sprache, ich vergleiche sie gern mit einer Autowerkstatt - man hat massig Werkzeuge und Bauteile, wenn man die kennt und weiß, wofür was gut ist, kann man tolle Autos bauen. Bis dahin - schwierig. Es passiert mir nur noch selten, dass ich auf Teile stoße, die ich noch nie gesehen habe und meist sind es dann gar keine neuen Teile, sondern alte, falsch montiert.

Heute war es mal wieder so weit. MEL und die Kinder kommen von einer Radtour zurück, ich höre MEL sagen: Meséld el anyunak, hogy hány virág szofát láttunk utközben. Nein, der Satz ergab auch für mich keinen Sinn - Erzähl mal der Mama, wie viele Blumensofas wir unterwegs gesehen haben??!! Hat IKEA irgendwo ne Freiluftausstellung? Manchmal erfinden unsere Kinder aus der Zweisprachigkeit heraus witzig klingende Wörter, weil sie spiegelübersetzen, aber Blumensofa? Wie jetzt? Auf Ungarisch sagt man in der Tat zu Blumenbeet Blumenbett, soll das Kind aus dem Beet-Bett ein Sofa gemacht haben?

Das Kind erzählt der Mama nichts, es kichert auch keiner, zweifelnd frage ich zurück: Virág-szofa??? MEL guckt ratlos. Dann lächelt er nachsichtig: virágzó fa korrigiert er, ob ich das mit Absicht gemacht hätte? Achsooooo: Blühende Bäume! Ich hatte die Brechstange falsch angesetzt, es war virág + fa, nicht virág + szofa, blühend + Baum und nicht, wie ich gehört hatte, Blume + Sofa. Abgesehen davon, dass die Existenz des Wortes szofa für Sofa umstritten ist, kann ich nur sagen, sch... regressive Assimilation.

Nach dem gleichen Prinzip habe ich mir schon vor Jahren den Kopf über die mögliche Bedeutung von "Zeugensoda" zerbrochen, was bei geschickterer Demontage dann eine Schwimmhalle war, in der man schwimmen lernen kann (tanu-szoda | tan-uszoda). Faszinierend finde ich dabei die Ratlosigkeit, mit der man das vermeintlich Bekannte anstarrt und sich trotzdem keinen Reim drauf machen kann. Wenn das nicht ungarisch ist ...

Jetzt wollte ich hier ein schönes wildgeblümtes Sofabild hinpappen und bin bei der Suche danach auf einen hinreißenden Blog gestoßen: Die Sofagärtnerin. Sag ich doch, aus Fehlern lernt man ;))

Das Runde muss in das Eckige - ein Jungshut

Ich singe schon den ganzen Tag Pärchenallergie von Annett Louisan, was das über mich aussagt, lassen wir jetzt beiseite; ich gucke kopfschüttelnd meine allergischen Kinder an, von denen das eine gerade zum 190. Mal niest und denke darüber nach, ob und wenn ja welche Allergie ich denn so zu bieten habe, tja und seitdem singe ich das eben :)

Auf die Frage, ob dieses "Gesundheit!" vielleicht für den Rest des Tages gelten könne - 190 Mal niesen ist anstrengend, aber 190 Mal Gesundheit! sagen auch irgendwie - sagt sie nein, sie müsse schließlich auch jedesmal niesen. :) Ich liebe ihren Humor.

Nüsse sind böse und Äpfel, auch Schoten, also mange-tout, habe ich alles gelernt, weiterhin Birken und Blühzeugs und nun hat es also den nächsten erwischt - mit Sonne. Ist es zu glauben??! Vielleicht ist es auch nur irgendein hinterhältiger Schulhofstrauch, der das Kind an den Ohren zieht, wenn es den Fußball mühsam wieder hervorpult, jedenfalls treffe ich den Sohn mit dicken, blasigen Ohren unter dem Basecap an. Und nun? Wir brauchen was sommersonnentaugliches über den Ohren. Diese rundum-Krempenhüte sind eher weniger vorteilhaft für ihn, mehr so gar nicht. Den Strohhut für 9 Euro abzüglich 20% bei C&A will er aus irgendeinem Grund nicht, dabei sah der cool aus.

Die Schwester ist übrigens glücklich mit ihrem Erdbeerhut - ihrem "Mama-Kuschelhut". Der würde natürlich auch die Sohn-Ohren bedecken, lässt aber eine gewisse Männlichkeit in der B-Note vermissen. Während ich anfangs noch denke, es liegt am Erdbeermuster, wird schnell klar, dass kleine Jungs dem Glockenblumenschnitt so etwa mit drei entwachsen sind. Meiner jedenfalls. Wir finden einen Jungshut in der ottobre vom Sommer 2010 mit bebildeter Anleitung im Netz (die hilft, vielleicht hatte der Übersetzer keine Bilder oder keine Hüte vor Augen, jedenfalls hab ich aus der Zeitung nicht wirklich verstanden, wie die Krempe gehen soll.) Schnell weiß er, welchen Stoff er will und kaum 24 Stunden später zaubere ich einen Hut aus dem Kaninchen:



Am schwierigsten fand ich, oben das runde Teil in die Randteile einzupassen. Da quäle ich mich schon bei Plüschtierfüßen, wird immer irgendwie freestyle, nur bei einem Hut kann man da schlecht schummeln. Nachts um eins geb ich's auf. Dabei ist es eigentlich gar nicht so schlimm. Man braucht nur Geduld und Heftfaden. Das runde Teil an der vorderen und hinteren Mitte mit festen Heftstichen fixieren, so dass es von da nicht mehr weg kann. Wer so schlau war, auch die seitlichen Mitten zu markieren, kann sich freuen und fixiert das Ding eben an vier Punkten. Dann muss man nur noch Zentimeter für Zentimeter die Teile verbinden und eventuell das geheftete noch mal trennen - natürlich nicht an den fixierten Mitten. Heute bei Tageslicht ging es dann plötzlich, vielleicht hat auch geholfen, dass das Ding über Nacht im Prinzip schon so geheftet lag, wie es am Ende werden sollte, nur nicht exakt da, wo es sollte.

Samstag, 28. April 2012

Sushi vom Anfänger

MEL schenkt seiner Sushi-Susi ein Sushi-Buch, meine kurze Aufmerksamkeitsspanne jubelt, etwas neues zum Ausprobieren!

MEL selbst weiß die Vorzüge des Feuermachens zu schätzen, er mag keinen rohen Fisch, also mach ich veggie-sushi mit Spinat und eine zweite Sorte mit grünem Spargel, Gurken und Ruccola.

Man muss schon Sushi-Reis nehmen, alles andere klebt nicht so schön am Fußboden. Aber mit Essigwasser geht auch das ab.



MEL wird genau einen davon essen, den Rest von 250 g Sushireis, abzüglich des runtergefallenen und unten klebenden darf ich alleine bzw. mit den Kollegen im Büro.

Erdbärchen


Mützen und Hüte sind bei Prinzessin magacuki ein echtes Problem, denn sie hat Locken und Locken haben Sprungkraft - kaum eine Mütze, die nicht früher oder später oben auf den Locken sitzt. Ein Sommerhut, den meine Große mit neun getragen hat, wurde gerade aussortiert, zu klein.

Jetzt kommt endlich die Sonne, basecaps mag sie nicht mehr und einen Hut braucht sie, weiß ja jeder.

Da MEL vor dem Drucker sitzt, komm ich nicht ran und kann nicht den nehmen, der auf der ottobre-Webseite beschrieben ist. Also nehme ich aus 2/2004 Modell 13.

Jetzt muss nur noch das Kind aufwachen, seinen Hut probieren und wenn er dann noch passt und chic aussieht, dann darf jetzt endlich Wetter werden!!



Das green label ist eigentlich für etwas anderes gedacht, aber hier passt es farblich einfach super.


Ebenfalls super passt der Hut - auf den Prinzessinenkopf. Hier noch ein witziges Detail: Beim Absteppen der Krempe habe ich den Oberfaden in rot und den Unterfaden in grün genommen.


PS: Sie liebt ihren Hut und trägt ihn, egal, was sie sonst anhat :)

Mittwoch, 25. April 2012

aus meiner Tiefe

Mein Problemzönchen ist so 1,82 m groß, hat Beine bis zum Hals und will, dass ich ihr ihr Abiballkleid nähe. Und ein Probekleid mit verbotenem Rückenausschnitt, damit eben dieser Rücken schon mal an den richtigen Stellen bräunen kann.

Heute auf dem Markt sind mir klitzekleine weiße Punkte auf pinker Baumwolle in die Tasche gesprungen, mein Hirn scheint den Ernst der Lage nicht recht erfasst zu haben. Es ist auf Spielplatzkleider und die Latzhose vom kleinen Maulwurf programmiert, nicht auf Haute Couture nach exzessivem GNTM-Gegucke töchterlicherseits. Vielleicht wollte mir mein Unterbewusstsein mit den pink-weißen Punkten auch nur signalisieren, dass ich, wie wir Engländer sagen, out of my depth bin mit einem tanzbaren Traum aus Seide. Ich glaub, ich geh schlafen. Vorher kauf ich im Netz noch "wie der Maulwurf zu seiner Hose kam".

Samstag, 21. April 2012

Schon wieder ganz falsch

Grade lese ich, dass die Verfasserin eines in Ungarn absolut hippen und gefeierten foodblogs chili és vanilía für und bei IKEA ein Menü entworfen hat und da auch Schaukochen absolviert. Also ich lasse immer nur Geld bei IKEA :)

Was den hippen Foodblog angeht, so ist der nur etwas für's Auge von euch Normalsterblichen, die ihr nicht viele Stunden lang (vergeblich) versucht habt, dahinter zu steigen, was der Unterschied zwischen meinem Vater, deinem Vater, ihren Vätern, meinen Vätern, den Autos meiner Väter oder einfach nur zwischen a und o ist. An der Stelle sei angemerkt, dass mein Ungarischlehrer recht behalten hat - im Augenblick unserer tiefsten Verzweiflung ob der nicht zu klärenden Besitzverhältnisse tröstete er uns väterlich mit einem irgendwann werden Sie nicht mehr verstehen, was Sie daran nicht verstanden haben. Also der blog hat coole Rezepte und für alle, die den Buchstabensalat da nicht vertragen (ja, das heißt tatsächlich alles was), immerhin schöne Bilder.

Schöne Bilder UND verständliche Texte gibt's bei Nicole Stich und ihren delicious days - bis wir angefangen haben zu glyxen, mein absoluter Favorit und all times favourite. Wie glyx-tauglich Nicoles Rezepte sind, hab ich noch nicht geguckt, die Rückfallgefahr ist nicht unerheblich :)

Und wenn ihr Lust auf Torten nur-gucken habt, dann geht mal hier hin, der Typ ist einfach unglaublich: gerade habe ich ein apple-laptop entdeckt (als Torte versteht sich).

Aber das hier ist MEIN NÄHblog, wieso mach ich Werbung für anderer Leute Futterblöcke???!! Ich sag's ja: Ganz falsch!

An dieser Stelle muss ich mal mit dem Finger auf die Muse zeigen, die hält sich, wie man sieht, bedeckt. Vielleicht ist die schuld am krea-Tief (das eigentlich nur ein Zeittief ist)?


Fensterspind ist übrigens weg, Wand isoliert, zu meiner großen Freude hat die Aktion zutage gefördert, dass der Fußboden darunter völlig durchgerottet war. Aber ich war nicht zu Hause und muss lediglich alle meine Sachen unter einer zentimeterdicken Staubschicht vorholen. Alles ganz falsch.

Donnerstag, 19. April 2012

magacuki goes Australia


Nee, miss.magacuki bleibt leider hier, aber magacuki geht in Form dieser Tasche, die meine eine Cousine meiner anderen Cousine geschenkt hat. Der Cousine gefällt sie so gut, weil sie sich so toll trägt und für die Flugreise zusammenrollen lässt. Zwei Knöpfe musste ich nachrüsten gegen potentielle Langfinger. Gut so.

Der Schnitt folgt der grab bag-Anleitung, die Henkel sind auf das notwendige Maß verlängert und dann der Länge nach zusammengenäht, da man nach dieser Vorgabe zwei parallele Henkel erhält, die bei einer Schultertasche Quatsch sind. Ich habe sie zusammengenäht und dabei ein Reflektorband mitgefasst. Genausogut kann man die Henkelage über dem Taschenteil abschneiden und einen langen, breiten Henkel arbeiten. Innen kann man sich dann auch noch nach Herzenslust austoben:



Mittwoch, 18. April 2012

das leidige Thema: die Jacke

Nein, sie ist immer noch nicht fertig, leistet aber dennoch gute Dienste, zum Beispiel als Versteck zu Ostern:


Sie sieht wirklich cool aus, aber ich schaff die vermaledeiten Knopflöcher nicht. No way. Ich hab schon zwei meiner Stoffläden und den Nähmschinenladen behelligt, letzteren mit Jacke, alles umsonst. Die Knopflöcher sehen doof aus, sind schief und lassen sich zu allem Überfluss nicht trennen.

Letzten Samstag hab ich es endlich geschafft, mich in einem Nähcafé mit einer der Inhaberinnen zu verabreden. Die haben alle möglichen Nähmaschinen, an denen man arbeiten kann, ich dachte, die hätten auch einen Knopflochautomaten. Haben sie nicht und helfen konnten sie mir auch nicht. Sogar die Fachfrau meinte, wir könnten gern vier Stunden dran rumbasteln und uns ärgern, ich soll die lieber in eine Schneiderei mit Knopflochautomaten bringen und mir Augenknopflöcher reinbasteln lassen für etwa einen Euro pro Knopfloch. Das werde ich dann wohl tun, leider sind die beiden, die sie empfohlen hat, elend weit weg. Und meine Motivation entwickelt sich umgekehrt proportional zu den Temperaturen.

Natürlich kann ich noch Knopflöcher von Hand einnähen oder das ganze mit Druckknöpfen von innen und Knöpfen von außen faken, aber die Druckknopfvariante gefällt mir nicht, wenn sie die Jacke offen trägt. Trüge, sollte ich wohl als sehr theoretischen Konjunktiv schreiben.

Fenster zum Hof

So sieht es jetzt bei miss.magacuki aus, das neue Fenster ist größer, die kleinen Kinder sind glücklicher, denn jetzt sehen sie Dinge, die ihnen bislang eine doch sehr feuchte Mauer vorenthalten hat, zum Beispiel die entspannten Ratten im Nachbarhof. Für den Kater halten sich Vor- und Nachteile die Waage, er sieht jetzt mehr, wird aber auch besser gesehen, zum Beispiel wenn sein interaktiver Lieblingsfilm im Kater-Kino kommt: Meisen im Futterhaus.

miss.magacuki ist besorgter, denn nun können die kids das Fenster leichter öffnen und noch leichter rausfallen, unsere Fensterbretter sind extrem niedrig und auch bei weniger hochgewachsenen Leuten als uns deutlich unterhalb des Körperschwerpunktes. Aber sonst ist es sehr chic. Vor allem, weil die feucht-schimmlige Wand einem gut isolierenden Dreifach-Thermofenster gewichen ist.

Die Mauer muss weg

Am Freitag heißt es: Fortsetzung folgt, da wird der Fensterspind weichen, weil die Wand unter dem Fenster gedämmt wird. So leid es mir um den stromlosen Kühlschrank unserer Großmütter tut, letzten Winter hatten wir darin eine etwa 2cm dicke Schimmelschicht, das kann auch nicht gesund sein.

Na klar, bis dahin muss die Nähecke wieder evakuiert werden. Das böse Wort heißt Baufreiheit. Die letzte Evakuierung hat aber so viele positive Veränderungen mit sich gebracht, dass ich mich fast ein bisschen darauf freue. Wenigstens brauche wir für Anitas Kiste diesmal keinen Platz freizuhalten :)

Die Hausverwaltung hat angekündigt, das Haus umfassend sanieren zu wollen. Für mindestens zwei Dinge bedeutet das sicher das Ende:



Fenster im Treppenhaus und Schimmel an den Wänden.

Antithese

Als ich anfing, lunchbags zu machen, fiel mir auf, dass Männer vielleicht auch mal eins brauchen und ich dachte darüber nach, wie man ein lunchbag männlich macht. Gurkenstoff mit Petersilie (wysiwyg) und ein sehr technischer Verschluss, ein Pelzhaken aus Leder und Metall schienen mir hinreichend männlich.

Weit gefehlt, als derdiedas lunchbag fertig war, wurde mir beschieden, der zu überraschende Besitzer in spe hätte bei anderer Gelegenheit erklärt, das Ding bei seiner Frau über alle Maßen bezaubernd zu finden, für Männer sei das aber nichts. <diss> Derdiedas Lunchbag hat trotzdem Freunde gefunden und beherbergt nun das Frühstück - einer Frau. Leider ohne Foto, weil es mal wieder in der allerletzten Minute+2 fertig wurde.

Kommt neulich mein Kind nach Hause, das große, und berichtet, einer ihrer Kumpels, Grapplingtrainer (wer hätte gedacht, dass man das mit p schreibt?!) und eingebürgerter Russe, hätte auch gern so ein lunchbag. Bitte, soll er haben:
Neue Männer braucht das Land :))

Schildbürger

wo wir gerade bei Gebrauchsanweisungen sind: neulich habe ich irgendwas bei Strauss gekauft und mich wieder über das obligatorische Schild gefreut:


MELs trockener Kommentar: Na das trifft ja wohl auf so ziemlich alles zu.

wash with similar colours

Der Bienenrock war also nicht ganz ohne Tücken, die größte bestand jedoch darin, dass er etwas nicht für sich behalten konnte: seine Farbe. Meine Finger waren lila, als hätte ich über Blaupapier gestrichen, leider auch die Maschine und - und jetzt kommt's: der Tisch. Wegen des Fenster-Umbaus gab es eine provisorische Behelfslösung extra für diesen Rock und nun war eben dieser Behelfstisch blau.

Die Gebrauchsanweisung zum Rock las sich dann so:

Das Stöffchen ist eine Diva, es färbt wie Socke, das gibt sich hoffentlich
bald, gestern habe ich einen Schuss Essig ans Spülwasser gegeben, das hilft
erstmal. Für dich heißt das, die ersten Male besser keine helle Unterwäsche
und helle Ledersofas und weiße Leinensessel meiden, außer du kannst die
Besitzer nicht leiden; auf den Schoß des Lovers besser ohne seine helle Hose
- Weißabgleich und so, du weißt schon ;) Außerdem zieht er leicht Fäden,
also Vorsicht bei rauhen Stuhl- und Tischkanten. Den Stoffkauf muss ich mit
sehr männlichen Augen absolviert haben - mehr so auf Optik und Haptik
fokussiert ;) Stell dir vor, sogar meine Nähmaschine und die Tischkante sind
Blaupapierblau geworden, also pass auf, wo du dich hinsetzt, z.B. auf weiße
Laken beim Gute-Nacht-Sagen ;)))


I'm blue, da ba dee da ba dei ...

Bienchen und Blümchen

Wie gesagt, ich mach sie alle fertig :) Auch der experimentelle Rock der Fotografin musste dran glauben, ich weiß nicht, wer von uns drei Beteiligten daran am Ende mehr Zweifel hatte - die Förderin, ob sie ihre Investition verliert; die potentielle Trägerin, ob sie den Rock verliert; ich, ob ich die Nerven verliere. Zumal in der Zwischenzeit ja auch noch die Nähecke ausgelagert werden musste; damit ich die Sachen überhaupt wiederfinde, hatte Anita eine eigene Kiste, die während des Umbaus auch brav an exponierter Stelle wohnte.



Wenn ich mir meine Mitmenschen so ansehe, finde ich mich manchmal extrem unspannend: eine Ex-Co-Kindergartenmutter ist nebenbei DJ, habe ich jetzt erfahren, und als ich mit der Foto-Gräfin diskutiere, ob Blümchen oder Vögelchen auf den Rock sollen, stellt sich heraus, sie ist auch Imkerin. Imkerin, also mal ehrlich, kann ich nicht auch irgendwas abgefahrenes können??!

gemalt
Also sticken wir Bienchen statt Blümchen, die das Kind der Fotogräfin, ihrerseits Trägerin eines magacuki-Rocks, höchst eigenhändig gemalt hat. Die Bienen reisen per Scan und Mail an, Kindesmutter und Rockerin sind gleichermaßen angetan von so viel frühkindlicher Bienenexpertise, diesem Kind muss zumindest die Sache mit den Bienchen und den Blümchen nicht mehr erklärt werden.

Mir hingegen hätte gerne mal einer erklären können, wie ich einen ordentlichen Saum hinbastele, der wollte nämlich so was von gar nicht und sah einfach nur permanent schief aus. So nicht, befand ich, also blieb der Rock hängen. Immerhin hatte ich eine gute Ausrede: schräg zugeschnittene Röcke müssen mehrere Tage aushängen, bevor man sie säumt, sonst werden sie zippelig. Auch nach mehreren Tagen besserte sich die B-Note der Rocksaumlinie nicht wirklich. Wenn man etwas absolut nicht gerade hinbekommt, wende man das berühmte "das muss so"-Prinzip an, hier habe ich so lange Stiche kombiniert, bis ich eine das-muss-so-Schlangenlinie hatte, dazwischen ein paar Blätter, die plötzlich wie Bienenflügel aussahen und mit der Schlangenlinie zusammen eine perfekte bee-line ergaben. Das musste dann wirklich so :)

 


gemalt

gestickt - hier noch auf Solufix, damit man es besser sieht


 

Donnerstag, 5. April 2012

Mobbing nach Art des Hauses

Ich mach sie fertig, alle! Den Rock. Die olle Jacke. Den Strickkragen. Alle. Fertig.

Der Jacke fehlen noch Futter und Knopflöcher. Aber die andern beiden hab ich so was von fertig gemacht!


Diesen Kragen für das Füchslein habe ich auf MELs Drumsticks angefangen. Drumsticks sind trotz ihres imposanten Durchmessers zum Stricken ganz überraschend weniger geeignet, vor allem, wenn der Drummer sie zurückhaben will, bevor frau fertig ist :)

Mit anderen fetten Nadeln war das gute Stück dann einen Tatort und einen Bruce Willis später  fertig. So lange gedauert hat es, weil das Kind am Ende des Tatorts bzw. des ersten Knäuels kundtat, keinen "Clownsstreifen" haben zu wollen, sondern stattdessen das haarrotkompatible Petrol außen und das frische Steingrau innen bevorzuge, was so viel wie [STRG ALT Entf] hieß und den Farbwechsel vertikal in der Mitte jeder Reihe - ICH LIEBE SIE, SIE IST MEIN KIND, wenn man sich das 50 Reihen und 100 Farbwechsel lang einredet, glaubt man es am Ende wieder :)

König unter den Sehenden

Seit einer Weile habe ich Schwierigkeiten, das Kleingedruckte zu lesen. Und nicht nur das, auch Nadeln einfädeln und überhaupt die Maschinendingserei - alles nicht so einfach. Ich also zum Augenarzt. Er zu mir: Sie als Kurzsichtige sind doch der König unter den Sehenden! So hatte ich das noch gar nicht gesehen, ziemlich kurzsichtig :)

Meine Brille bekam ich irgendwann in der zweiten Klasse und meine Pubertät fiel in eine Zeit, als Brille noch ein ziemlich sicheres Verhütungsmittel war. Inzwischen habe ich auch den Rat beherzigt, wenn Sie den Mann in Ihrem Bett mal wieder sehen wollen, lassen Sie sich Kontaktlinsen machen. Das war ein Supertip, der allerdings nochmal Aufstehen impliziert, denn vor dem finalen Einschlafen schadet es nix, die Dinger für den Rest der Nacht woanders als unter bleischweren Lidern zu deponieren. Und nun bin ich also König. Meine Brille korrigiere auch nach 12 Jahren und zwei Kindern wunderbar und genau richtig. Dass sich das nicht mit meiner subjektiven Wahrnehmung deckt, ist - subjektiv. Ratlos frage ich die Arzthelferin, was denn nun sei, wenn ich nicht lesen kann. Wortlos schiebt sie sich eine imaginäre Brille ins Haar und grinst.

In der S-Bahn habe ich jetzt die Wahl, die Brille aufzubehalten und weiter entfernt stehende Mitreisende zu bitten, mir  mal eben ein paar Stationen das Buch zu halten und bei Gelegenheit umzublättern, oder aber, wie an diesem kalten, verregneten Morgen die ohnehin beschlagene Brille abzunehmen, dann kann ich super alleine lesen, erkenne aber die Stationen nicht und umblättern kann ich auch nicht. Man kann offenbar auch hier nicht alles haben. Das Nähen gestaltet sich ähnlich alternativreich: Mit Brille muss ich so weit von der Maschine weg, dass meine Bauchmuskeln ächzen, ohne Brille kann ich super erkennen, was sich unter der Nadel tut, aber nicht mehr, ob die Naht insgesamt gerade wird, wo die verd... Schere ist oder was sich sonst in der Küche im Atelier tut. Königliche Sorgen eben :)

Mittwoch, 4. April 2012

Hmmm, lecker

Wir glyxen immer noch, das große Kind und ich haben die Küche für uns, das heißt, es gibt süße, pelzige Viecher mit langen Ohren, so was darf ich nicht, wenn der Oberhasenfan zu Hause ist. So sehr mich mein Kind liebt, das würde sie mir nicht verzeihen. Aber nu isse nich da, also jippet Karnickel.

Das ist ganz auf die Schnelle so lecker geworden, dass ich es unbedingt erzählen will, geht bestimmt auch prima mit fedrigen Viechern mit gar keinen Ohren. Das ist aber dicker, braucht also auch länger.

Man braucht für 2 Personen:
2 Kaninchenschnitzel o.ä., 4 Knoblauchzehen, 1/2 Aubergine, 1/2 Zucchino, Olivenöl, Rosmarin, Thymian (geht beides auch wunderbar getrocknet), frisches Bohnenkraut, fleur de sol (Salzblumen oder normales Salz)

geht superschnell, also am besten alles vorbereiten (Fleisch waschen, trockentupfen, von den Knoblauchzehen die äußere Hülle abpulen, ganz lassen, Aubergine und Zucchino waschen, evtl. schon grob stifteln)
  • in einer größeren beschichteten Pfanne (die ovale von IKEA ist dazu toll, danke Julie!) zwei EL Olivenöl erhitzen
  • die halbe mittlere Aubergine gewaschen, getrocknet und grob gestiftelt in das heiße Öl geben (erst wenn's heiß ist, sonst saugen sich die Auberginen bloß voll), fix den halben Zucchino stifteln, dazugeben, den Knoblauch auch im Ganzen, lässt sich später essen oder rausfischen, wer noch wen küssen will
  • mit der dritten Hand in einer zweiten Pfanne (danke auch dafür, Julie!) Olivenöl erhitzen, die Kaninchenschnitzel ins heiße Öl geben, die oben liegende Seite mit fleur de sol bestreuen, Thymian darüberstäuben, Rosmarin aufstreuen, sobald ihr denkt, es reicht für die Seite, umdrehen. Also die Schnitzel, nicht ihr euch :)
  • dann die andere, also die fertige Seite salzen, mit Thymian und Rosmarin bestreuen 
  • die vierte, fünfte und sechste Hand zupfen derweil 1/2 Bund Petersilie von den Stängeln und hacken sie (geht super mit einem der vietnamesischen Messer, die es am Maybachufer gibt, die sind so scharf, da fällt die Petersilie vor Schreck alleine von den Stängeln)
  • und immer wieder die Gemüsepfanne schütteln :)
  • dann plötzlich ist alles gleichzeitig fertig, nur die Teller fehlen und jemand, der den Tisch gedeckt hat :) Da wir alleine sind, ist das kein Problem, wir ziehen auf's Sofa und essen auf dem Schoß. Das Kind ist erwachsen, das Jugendamt nicht zuständig, also spart euch den Anruf ;)
  • oops, schnell noch Bohnenkraut von den Stängeln zupfen, zum Gemüse geben und dann guten Hunger - das Ganze hat keine zehn Minuten gedauert und
  • ich habe heute leider kein Photo für euch - wir hatten es ratzfatz aufgefuttert und ich wusste ja nicht, wie superlecker das wird :), also macht euch selbst ein Bild!