Freitag, 11. November 2011

Mit Sswiebel?

Das Prinzesschen gehört zur Ohrenweh-Fraktion, das wurde ihr förmlich in die Wiege gelegt, schon ihr Vater saß bei ihrer Geburt mit akuter Mittelohrentzündung neben sich und uns. Jedenfalls kommt in jedem Herbst der Tag, an dem sie ihr erstes Zwiebelpäckchen verlangt und von da an landet man, geht man immer der Nase nach, eher im Kinderzimmer als am Kochherd. Falls das außerhalb von Szene-Friedrichshain nicht so verbreitet sein sollte, bei akuten Ohrenschmerzen Zwiebeln fein hacken, wer will, kann sie in Topf oder Pfanne etwas erwärmen (IKEA Puppentöpfe eignen sich dazu prima), dann in ein Mulltuch einschlagen und ruff uffs Ohr. Selbstredend haftet so ein Zwiebelsäckchen nicht von alleine, man braucht auch eine relativ stramm sitzende Mütze, an der sich das Kind beim Schlafen aber möglichst nicht aufhängen sollte. So was haben wir eigentlich, nur, wenn dann noch Läuse dazu kommen, muss das geheiligte Zwiebelmützchen schon mal in die Wäsche. Und nun? Schnipp-schnapp, muss ein neues Zwiebelmützlein her. Vermutlich hätte es auch einfachere Möglichkeiten gegeben, aber die fallen mir nicht ein. Gott weiß, welcher Eingebung folgend ich mit der Innenmütze angefangen habe. Aus Ungarn hab ich mal eine Mütze (geborgt) bekommen, die hatte außen Taschen für warme Salzpäckchen, so behandelt man Ohrenschmerzen nämlich in Ungarn (kleines Baumwollkissen nähen (enge Stiche, sonst rieselt's), Salz einfüllen, Loch zunähen, das ganze in Pfanne, Backofen, Mikrowelle oder einfach auf der Heizung warm werden lassen [Vorsicht, wird gern heiß, nicht das Kind verbrennen] und ab damit auf's Ohr. Hilft auch prima und stinkt nicht so)

Also jedenfalls dachte ich mir, dass mein Zwiebelkind die Taschen natürlich innen braucht, der Schnitt für die Mütze ist aus der ganz neuen ottobre (6/2011, so eine türkise Cordmütze, Schirm weglassen und etwas kleiner nähen). Mit der Stoffauswahl habe ich mich etwas schwerer getan, eigentlich dachte ich spontan an rosa, aber dann hat sich alles in mir gesträubt, auf entzündete Ohren etwas rotes zu pappen. Also grün. Aber meine grünen Stoffe waren so unruhig, wer schon mal richtige Ohrenschmerzen hatte, weiß vielleicht , was mich umgetrieben hat. Von grün war der Weg nicht mehr weit zu blau, das beruhigt und neutralisiert und welch ein Wunder!, das Kind liebt die neue Mütze, obwohl kein Pups rosa dran ist.



Für die Taschen habe ich feinen Batist genommen und sie hätten ruhig einen Tick größer sein können. Den Mull falte ich so, dass nur eine Schicht zwischen Zwiebeln und Ohrseite liegt, dann kommt das Päckchen in die Tasche.

Ich hatte eine Tasche fertig (natürlich näht man zwei, könnte beim nächsten mal ja das andere Ohr treffen), da ging die Küchentür auf und das Kind kam weinend an Zwiehiebelpäheckchen!! Die sechs Stunden bis zum nächsten painkillershot noch eine Stunde weit weg, was mach ich jetzt??! Letztenendes hat sie sich geduldet, schon mal Zwiebeln gepellt und gewartet, bis das Innenmützchen fertig war.


Und kaum war die halbe Nacht rum, war das Mützlein auch schon ganz fertig :)) Und das Kind hat nun doch noch was aus dem Stoff, den ich für sie gekauft hatte, als sie noch ein Baby (ohne Rosamacke) war.


Fast hätte ich es vergessen: Am ersten Ohrenschmerzenmorgen in diesem Winter habe ich ihr das verlangte Zwiebelpäckchen gemacht und sie, da sie kategorisch erklärte, nicht in den Kindergarten zu können, mit zur Arbeit genommen. Morgens in der rappelvollen S-Bahn mit einem frischen Zwiebelpäckchen unterwegs zu sein, war sehr spaßig. Die Leute haben versucht, um jeden Preis von uns wegzukommen, war aber so ein enger S-Bahnwagen aus der Serie, die sie jetzt wieder aus der Mottenkiste geholt haben, es gab kein Entrinnen und die Leute standen dicht an dicht. Alle, die etwas weiter von uns wegstanden, dachten sicher, wer isst denn um die Zeit Döner?!!! und ich, schon völlig zwiebelimmun, werde das Kind, immer wenn einer ausstieg, auch noch hin und herschieben, damit sie sicherer stehen kann :)) Sorry Leute, ist mir erst hinterher klar geworden ...

Keine Kommentare: